Deren - DasGesamtwerk

Deren - DasGesamtwerk

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internationales forum des jungen films

berlin 23.6.-30.6. 1974

MAYA DEREN:

essen - ihr F u ß hebt sich von dem Baum - sie kriecht über den Tisch - sie bewegt sich durch Laub in einem Wald - sie erreicht das Ende des Tisches. Ä h n l i c h e Bild-Metaphern verwendete sie bereits in M E S H E S , wenn sie aufsteht, um ihr schlafendes Ich zu erstechen. G r o ß a u f n a h m e : der erste Schritt ist auf Sand, der zweite auf Gras, der dritte auf Pflaster, der vierte im Zimmer. Die Überwindung der räumlichen Distanz wird zum Ausdruck der inneren D i stanz.

DAS GESAMTWERK

MESHES OF T H E AFTERNOON U S A 1943. Co-Regie: Alexander Hammid (= Alexander Hackenschmied); Musik: Teiji Ito; Darsteller: Maya Deren; 16 m m , schwarz-weiß, T o n , 12 M i n u t e n .

AT

LAND

U S A 1944. Mitarbeit: Alexander H a m m i d ; Kamera: Hella Hey man; Darsteller: Maya Deren; 16 mm, schwarz-weiß, stumm, 15 Minuten

A STUDY IN CHOREOGRAPHY CAMERA

FOR THE

U S A 1945. Tänzer: Thalley Beatty; 16 m m , schwarz-weiß, stumm, 15 Minuten.

RITUAL IN T R A N S F I G U R E D

TIME

U S A 1946. Kamera: Hella Heyman; Choreographie: Frank Westbrook; Darsteller: M a y a Deren; 16 m m , schwarz-weiß, stumm, 15 Minuten.

MEDITATION O N VIOLENCE U S A 1948. 16 m m , schwarz-weiß, T o n , 12 Minuten.

THE

VERY

E Y E OF NIGHT

U S A 1959. Musik: Teiji Ito; Choreographie: A n t h o n y Tudor; 16 mm, schwarz-weiß, T o n , 15 Minuten.

Zu den Filmen Unter den amerikanischen Filmavantgardisten ihrer Zeit hatte Maya Deren die professionellste Technik; im Gegensatz z u den anderen bevorzugte sie lange Einstellungen, deren sorgfältig k o m ponierte Bilder sie in raffinierten Montagen verbindet. Ihre Filme sind von seltener Eleganz, die die ihnen zugrunde liegende verworrene Ideologie, die sich weit mehr als die frühen surrealten Filme auf die Psychoanalyse beruft, fast vergessen läßt. Der surreale Effekt in Derens ersten Filmen entsteht weniger durch Inszeniertes (wie bei Peterson) als vielmehr durch die M o n tage raum-zeitlicher Elemente zu einer neuen irrealen Zeitfolge. Symbolisches und Psychoanalytisches wird gleichermaßen verwendet. In t r a u m ä h n l i c h e n Situationen begegnen einander mehrere Ichs der Protagonistin (Deren) oder verwandeln sich in andere Personen. In M E S H E S schläft sie i n einem Fauteuil, während sie sich gleichzeitig an einem Tisch gegenübersitzt. Durch das Fenster sieht sie sich selbst einer schwarzen Gestalt nachlaufen, die hinter einer Wegbiegung verschwindet. Wenn sie sich mit einem Messer, das sich vorher mehrmals in einen Schlüssel verwandelte, der Schlafenden nähert, ist plötzlich an ihrer Stelle ein Mann. Die Schlafende wacht auf und folgt dem M a n n , dem sie schließlich das Messer ins Gesicht wirft. Tot ist jedoch die Schlafende i m Fauteuil. In R I T U A L wird durch ähnliche Schnittfolgen assoziiert, d a ß Deren und eine Negerin eins sind. In A T L A N D bringt Deren die Montage zur besten Wirkung, die psychologischen Bezüge treten mehr in den Hintergrund. Ein M ä d c h e n wird vom Meer an den Strand gespült. Sie zieht sich an einem toten, kahlen Baum, der am Strand liegt, empor - sie erreicht den Rand eines langen Tisches in einem Saal, an dem viele Personen sitzen und

In A S T U D Y IN C H O R E O G R A P H Y F O R T H E C A M E R A wird ein Tanz aus rein filmischen Mitteln zusammengesetzt, z . B . wird eine Tanzbewegung im Freien begonnen und in einem Raum beendet. (Solche Montage verschiedener Bewegungen zu einer K o n t i n u i t ä t findet sich übrigens bereits in Leni Riefenstahls Olympiade-Film (1936 - 38) in der Sequenz der Turmspringer.) R I T U A L setzt den Stil der ersten beiden Filme fort, versucht aber eine tänzerische Stilisierung realer Bewegungen, etwa bei den Gästen einer Party, die später in einem Garten als T ä n z e r wieder in Erscheinung tret