FHZ+ENTWICKLUNG HOCHSCHULE FÜR GESTALTUNG+KUNST LUZERN Von wegen Kinderspiel Reduktion heisst der Code zur Lern-CD-ROM
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FHZ+ENTWICKLUNG
HOCHSCHULE FÜR GESTALTUNG+KUNST LUZERN
Von wegen Kinderspiel Reduktion heisst der Code zur Lern-CD-ROM von Steve Bass. Weder digitale Schnörkel noch ausufernde Animationen lenken vom Wesentlichen ab, dem Erlernen des ABC in Laut und Schrift. Dabei werden fast heimlich die ersten Schritte zur Beherrschung des Computers beigebracht. Die kleinen Testpersonen finden «Lezus» klasse, Lehrpersonen ebenso.
ABC-Schützen sind vom Lernprogramm «Lezus» begeistert Bild Franca Pedrazzetti, Luzern
Wie Bananen beugen sich Kinder jeweils zum Computer hin. So, als möchten sie geradewegs mit dem ganzen Körper in die Welt hinter dem Bildschirm eintauchen. Manchmal winken denn auch Menschen mit komischen Ohren aus fernen Galaxien zu sich. Ziel einer solchen Zeitreise ist ein Studierzimmer im All. Doch Buchstaben auf diesem Weg zu erlangen, wäre von neugierigen Kids zu viel verlangt, denn viel zu aufregend sind all die Animationen unterwegs. Steve Bass, 39, Pädagoge und Absolvent des Nachdiplomstudiums «Digitale Medien» an der HGK Luzern, erklärt: «Es gibt wundervoll gestaltete Lernsoftware für Kinder. Für Tausende von Franken werden sie von Schulen gekauft, um dann später doch nicht zur Anwendung zu gelangen. Denn vor lauter Animationen und digitalen Bastelmöglichkei-
ten haben die Kinder selbst nach 30 Minuten noch gar nichts gelernt.» Hinzu kommt, dass sich mancherorts 30 Schüler zwei Computer teilen müssen. «Zwischen fünf und acht Jahren ist ein erster Kontakt mit dem Computer wichtig. Pädagogisch mindestens so wertvoll sind aber Singen, Basteln und Herumtollen», sagt Bass. Monster am digitalen Lehrpult Für seine Diplomarbeit an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Luzern hat sich Bass vorgenommen, selber eine CD-ROM für ABC-Schützen zu entwickeln. Als Anreiz sollen Animationen respektive Animatiönchen dienen, damit die Anwender einen kleinen «Flow» erleben. Die Benutzung soll kinderleicht sein: Try and Error also, kein vorprogrammierter Absturz, Terminal 18
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immer in Sichtweite – nichts soll passieren, ausser dass die Kids mit Augen, Ohren und Händen das ABC lernen. «Lezus» steht letztlich für «Lauterfassung zur Schrift». Im Gegensatz zu den digitalen Lernmitteln etwa des deutschen Herstellers «Addy» wirkt «Lezus» zunächst etwas steinzeitlich. Auf
Steve Blass: «Zwischen fünf und acht Jahren ist ein erster Kontakt mit dem Computer wichtig. Pädagogisch mindestens so wertvoll sind aber Singen, Basteln und Herumtollen.» einem Rahmen in kaltem Grau sind 26 bunte Buchstaben «eingehauen». In der Bildmitte befindet sich das Lernfenster. Als digitaler Lehrer agiert das kleine Monster «Mo», das seinem Namen alle Ehre erweist: Hässlich ist es, in der Silhouette zerfleddert, immer aber nett und hilfsbereit. «S – Skelett. Mit dem Röntgenblick kannst du das Skelett sehen», führt Mo in perfektem Hochdeutsch ins Wesen des Buchstabens ein. Im «Anatomie-Atlas» stehen Mensch, Schlange, Pferd und Seepferdchen zur Auswahl. Die Skelette erscheinen, wenn man mit der Maus über die Körper fährt. «Dadurch wird die kindliche Neugierde befriedigt und die Sensomotorik geschult», hat sich Bass überlegt. Wie die Knochengerüste von anderen Tieren aussehen, müssen sich die Kids selber ausmalen oder im Lexikon suchen. Etwas für kleine und grosse Ästheten ist «V – Vogel»: Vier bunte Vögel sitzen auf einem Ast mit Kirschblüten und geben nacheinander Töne von sich. Und zwar genau solange, wie sich der Anwender an die Reihenfolge der Piepser erinnern kann, sonst heisst es «Game over». Der Rekord liegt derzeit bei über 20 Tonfolgen. «Diese Animation fördert das Erinnerungsvermögen», erklärt der Pädagoge. Die Nutzer mögen es kunterbunt Alle Buchstaben hat Bass vom Zielpublikum testen lassen. Dazu gehören seine eigenen Sprösslinge zwischen vier und zehn Jahren. «Am lustigsten fänden die Kleinen jeweils das «G – Geisterhaus», sagt Bass. Selbst für ihn als Entwickler muss die Aufgabe spannend gewesen sein. Jedenfalls sind die «G»-Animationen